
Am Freitag ist Edith v Wolfersdorf in einer würdigen Trauerfeier zu Grabe getragen worden.
Hier die Abschiedsrede, die der Ortsvereinsvorsitzende vor Ort hielt:
(Es gilt das gesprochene Wort)
Sehr geehrte Trauergemeinde, liebe Familie, liebe Genossinnen und Genossen.
Wir gedenken heute auch einer Genossin der ersten Stunde in Bautzen, Edith v Wolffersdorff. Und Genossin ist schon wieder mißverständlich, vor allem in der Zeit der Wende, deshalb zur Klarstellung: Hier ist die Mitgliedschaft in der SPD in Bautzen gemeint.
Kurz nach der Wende suchten die politisch Aktiven eine neue Heimat, so auch in Bautzen. Edith war auch auf der Suche, die SPD in Bautzen, damals noch SDP, hatte sich schon gegründet und sie trat eher nach dem Ausschlussverfahren bei: Die CDU kam nicht in Frage, die SED Nachfolgerin PDS auch nicht. Edith war da eher pragmatisch: Sie wollte Bildungspolitik machen. Und so schloss die sich der SDP an und wurde im Namen der dann unbenannten SPD als erste Dezernentin für Bildung und Kultur der Stadt Bautzen aufgestellt.
Eine Dezernentin ist, das sei dazu gesagt, die politische Vertretung der Ämter, die in Ihrem Dezernat zusammen gefasst sind.
Das hieß damals nach der Wende: Es musste alles neu gemacht werden, ein weiter machen wie gehabt ging nicht. Es galt den neuen Staat, die neue Verwaltung der Stadt Bautzen zu organisieren und aufzubauen, eng verknüpft mit den Städtepartnerstädten in Heidelberg und Worms.
Die erste Legislaturperiode als Dezernentin dauerte vier Jahre. Gestaltungsjahre: Die Stadtverwaltung wurde aufgebaut, Schule wurde neu organisiert, Bildung wurde neu organisiert, die Theaterlandschaft auf neue finanzielle Beine gestellt. Edith behielt immer die Bürgerinnen und Bürger in der Stadt Bautzen im Blick. Kompromisse mussten geschlossen werden, die Geburtenzahl der Kinder sang rapide. Das Überleben des Einstein Gymnasiums im Gesundbrunnen musste organisiert, die sorbischen Schulen stabilisiert und ausgebaut, die Ingenieurschule in eine BA umgewandelt werden.
In der Kultur waren es nicht weniger umwälzende Organisationen: Die Theater aus Bautzen, Görlitz und Zittau wurden verklammert und traten gemeinsam auf, um die Sparten vor Ort zu erhalten. Es war eine Aufbruchstimmung und Edith mitten drin. Nach vier Jahren wurden die Organisationsformen der Bautzener Verwaltung neu gegliedert, aus 5 Dezernaten wurden 3, und Edith unterlag dem CDU Kollegen im Wahlgang über das vereinigte Dezernat.
Doch sie stand auf der Liste der SPD zum Stadtrat und wurde dort hinein gewählt. Drei Legislaturen arbeitete sie ehrenamtlich und pragmatisch im Stadtrat mit. Unter dem damaligen SPD Fraktionsvorsitzenden Heiko Rasch, wie sie kam er auch aus dem Lehrerberuf. In enger Zusammenarbeit mit Heidi Weiß und Astrid Vieweg von der Neuen Forum Fraktion. Eng vernetzt mit dem damals neu gegründeten Frauenzentrum bildeten die drei Frauen eine Kerngruppe der Frauenförderung in der Stadt Bautzen. Ihnen war es wichtig Frauen zu ermuntern sich einzubringen.
In der SPD entwickelte sich Edith immer mehr zu der ansprechbaren Genossin vor Ort. Eher zufällig traf ich sie in der Stadt und schon war man im Gespräch: Was meinst du denn dazu? Ihre Meinung war geachtet und vor allem war sie unabhängig, vereinnahmen ließ sie sich nicht.
Legendär war in jüngster Zeit eine SPD Veranstaltung, wo sie Alexander Ahrens in der Diskussion um das unsägliche Bismarckdenkmal widersprach und es einen Unsinn nannte dieses Thema zu politisieren. Obwohl sie stolz war, dass es endlich einen SPD Oberbürgermeister in der Stadt gab, genau so wie sie den Wahlkampf der jetzigen SPD Bundestagsabgeordneten Kathrin Michel auch persönlich noch unterstütze.
Uns bleibt nur zu sagen: DANKE. Danke Edith, für das was du für die Stadt Bautzen, was du für den Aufbau der Demokratie in unserer Stadt und was du auch für die SPD getan hast.
Eckart Riechmann, Vorsitzender SPD Ortsverein Bautzen.