Von Hubertus Schwerk
„Wir müssen die Sorgen und Ängste der Menschen ernst nehmen!“ Das hört sich an wie „…für Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungs- Beilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“
Ich kann es nicht mehr hören!
Sorgen, worum? Sind es die Sorgen um die im Krieg zurückgebliebenen Großeltern, Eltern, Frauen und Kinder? Leben sie noch, ist die Behelfswohnung im ausgebombten Haus noch irgendwie bewohnbar? Werden sie Wasser und Nahrung haben oder sind sie krank oder verletzt?
Ja, das sind Sorgen. Aber es sind nicht unsere Sorgen. Oder müssen wir uns wirklich sorgen um unseren Wohlstand und das geregelte Leben? Haben wir nicht selbst dann noch ein ungleich besseres Leben, wenn wir zeitweise ohne Verdienstmöglichkeit sind?
Ängste, wovor? Sind es die Ängste, die einen befallen, wenn man in einer ganz fremden Stadt umher irrt, von den anders aussehenden Menschen misstrauisch beäugt und manchmal auch angegriffen wird? Angst, nicht zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, um seinen Antrag einzureichen? Angst um die Gesundheit des kleinen Kindes, das offenbar sehr krank ist, und man den richtigen Schein für einen Arzt noch nicht hat? Angst um das eigene Leben, weil es Menschen gibt, die auf das Asylbewerberheim Brandanschläge ausüben? Oder Angst davor, dorthin zurückgeschickt zu werden, woher man geflohen ist vor Hunger oder Gewalt, in einen angeblich sicheren Herkunftsstaat?